Es gibt bei anfangenden Trainerdiskussionen immer zwei Lager:
Das eine Lager stellt sich hinter den jeweiligen Trainer - ob das jetzt ein K. Augenthaler, W. Wolf, H. Meyer, M. Oenning,
D. Hecking, G. Verbeek oder etc. war, sei mal dahingestellt und dieses Lager würde am liebsten
den Gang nach Canossa mit ihm zusammen durchstehen.
Das andere Lager spricht bereits bei Amtseintritt die fachliche Fehlentscheidung des entsprechenden Trainers ab.
Wenn man aber zunächst mal nur die Fakten betrachet (die User Chancentod teilweise anspricht) bekommt man den Eindruck, dass
Herr Köllner mit seinem Latein am Ende ist.
Selbstverständlich ist und muss man dankbar sein, dass er mit einem wohl eher durchschnittlichen Zweitligakader den Aufstieg geschafft hat und natürlich ist bereits mit eingerechnet, dass wir finanziell nicht gut aufgestellt sind.
Nichtsdestotrotz sind einige Fehler hausgebacken und hat er zu verschulden.
In der Stadt und im Umfeld war eine gewisse Aufstiegseuphorie spürbar und man hat sie nicht ansatzweise mit in die neue Saison
übertragen können, so dass man wie in der Vergangenheit oft eingetreten, als Aufsteiger in der Anfangsphase ein gewisses Punktepolster einsammeln kann, bevor der Ligaalltag beginnt.
Er hat es nicht geschafft, nach der wohl längsten Saisonvorbereitung aller Zeiten (!) (Mai - August) eine eingespielte Truppe
auf den Platz zu bekommen, die dem Zuschauer eine gewisse Spielidee übermitteln kann, um den Glauben an den Klassenerhalt auch
nur ansatzweise schenken zu mögen.
Belegbar in der von Woche zu Woche personell anders besetzten Mannschaft und mit der von Woche zu Woche anders gewählten Taktik.
Die bisherigen Spiele erinnern deutlich an den Herbst 2013, als nach einem 0:5 zu Hausen gegen die Nordlichter Endstation war.
Die Mannschaft wirkt verunsichert, ideenlos und planlos. Die einzelnen Mannschaftsteile harmonieren nicht (mehr).
Das Aufbauspiel (wenn man es aktuell überhaupt so nennen darf) ist ernüchternd.
Kick and Rush aus Irland lässt grüßen.
Hier merkt man im Übrigen eine klare Unterbesetzung im Mittelfeldraum des #8ers und #10ers.
Der Weggang einen Möhwalds wurde nicht kompensiert oder wird duch Kubo nicht kompensiert.
Unabhänig betrachtet von der Formschwäche eines im letzten Jahr überragend agierenden Behrens werden auf der wichtigsten Position im denfensiven Mittelfeld keine Akzente gesetzt - weder defensiv noch offensiv.
Defensiv wird nicht geschoben oder gespresst. Es wird nur mitgelaufen. Jede gegnerische Angriffswelle kann sich bis zum Strafraum durchkombinieren und dass obwohl auf dem Papier teilweise 2 (!) 6er stehen.
"Offensiv" wird der Ball sowieso meistens über diese Position überspielt, so dass man sich dann auch fragen darf, ob das System
mit zwei 6ern nicht verschenkt ist.
Das "Torwartproblem" sehe ich ebenfalls hausgebacken. Mitten in der Saison den jungen Aufstiegstorwart abzusägnen ist mMn fragwürdig, auch wenn die Leistung in Dortmund und Leipzig natürlich völlig inakzeptabel war - keine Frage.
Dass man aber im Sommer mit Mathenia einen Torwart auf Augenhöhe mit Bundesligaerfahrung dazugeholt hat, zeigt bereits, dass die
handelnden Personen in der Vorbereitung Fragezeichen in der Person Bredlow sahen.
Am allermeisten nerven die Wasserstandsmeldungen und Pressekonferzen á la "wir müssen die Punkte gegen jemanden anders einholen".
Mit der Einstellung erreiche ich gar nichts, denn selbst Bornemann hat auf der Mitgliederversammlung erstmal eine halbstündige
PowerPoint-Präsentation erklärt, wie sehr Mannschaften, wie Freiburg und Augsburg (mit denen sich der Clubfan gerne vergleichen möchte) uns schon voraus sind und uns abgehängt haben.
Nach diesen Erläuterungen können wir gleich den Spielbetrieb einstellen.
Von Spiel zu Spiel heißt es "auf dieser Halbzeit können wir aufbauen", "defensiv haben wir das gut gemacht", "der Unterschied ist zu groß" ,
"nächste Woche müssen wir das besser machen".
Alles schon mal gehört: 18 Spiele haben wir auf den ersten Saisonsieg warten müssen 13/14. Aktuell stehen wir bei 8.
83/84 haben wir kein einziges Auswärtsspiel gewonnen - sieht heuer ähnlich aus und das obwohl wir letztes Jahr auswärts stark
aufgetreten sind.
Wenn ich spielerisch limitiert bin, dann darf man wenigstens Körpersprache in Form von Kratzen und Beißen erwarten, sowie
spielerisches Selbstbewusstsein in Form von Laufbereitschaft und Erzwingung von Standards.
Schließlich ist es nichtsdestotrotz noch eine Millionen-Truppe, die jeden Tag trainiert.