Ein wie ich finde sehr guter Artikel zur Situation in Gladbach - denke es weißt parallelen zur BILD und AZ Nürnberg auf.....
ZitatAlles anzeigenHANS MEYER VOR DEM ABSCHIED
Darum sollte Meyer gehen
Marc Basten
Dienstag, 26. Mai 2009Noch ist die Frage offiziell nicht beantwortet, ob Hans Meyer auch in der kommenden Saison Borussias Trainer sein wird. Aus sachlich fachlicher Sicht könnte dem Verein nichts besseres passieren, als dass der 66-Jährige sein Amt fortführt. Doch angesichts der speziellen Umstände kann es eigentlich nur eine Entscheidung geben.
Hans Meyer hat es geschafft. Er hat die Mission beendet, Borussia Mönchengladbach in der Liga gehalten. Eine Mannschaft, die in der Zusammensetzung der Hinrunde nicht bundesligatauglich war und gerade einmal 11 Punkte holte. Ein Team, das er mit vier neuen Spielern zumindest so aufstellen konnte, dass es sich am Ende auf dem Zahnfleisch und mit dem nötigen Glück über die Ziellinie rettete.
Oberflächlich betrachtet gibt es keinen Grund, warum Hans Meyer nun seinen bis 2010 laufenden Vertrag nicht erfüllen sollte. Und auch aus sachlich fachlicher Sicht gibt es keine zwei Meinungen: Hans Meyer ist und bleibt für Borussia Mönchengladbach ein absoluter Glücksfall und unter normalen Umständen müsste man Meyer auf dem Trainerstuhl fest ketten.
Doch normal sind die Umstände in Mönchengladbach nicht. Das waren sie nie und sie sind es nach der Rückkehr von Hans Meyer erst recht nicht mehr. Von Beginn an lastete das angespannte Verhältnis zwischen den (Boulevard-)Medien und Meyer über allem. Zum einen, weil die Zeitungen mit den großen Buchstaben tatsächlich das ein oder andere Mal böse übers Ziel hinaus schossen. Zum anderen aber auch, weil Meyer bei jeder Gelegenheit seine Abneigung gegen den Boulevard öffentlich auslässt.
Die Situation ist so vertrackt, weil die Grenzen zwischen polarisierendem Boulevard und vermeintlich seriöser Berichterstattung immer mehr verschwimmen. Es ist bezeichnend, wie Meyer es schafft, die Behauptung, er würde Marko Marin demontieren, mit Fakten widerlegt und vermeintliche Fachleute als bloße 'Nachplapperer' entlarvt. Und dennoch kann man auch heute wieder lesen, dass Berichterstatter behaupten, Meyer habe Marin aus Gladbach verjagt.
Gegen derart gebündelten Schwachsinn mit Argumenten angehen zu wollen, ist der Kampf gegen Windmühlen. Eigentlich sollte Hans Meyer mit all seiner Lebenserfahrung darüber stehen können und den Pressespiegel lediglich als amüsante Toilettenlektüre sehen. Doch es ist offensichtlich, dass er das nicht kann. Und mit 66 Jahren wird er das auch nicht mehr ändern.
Und so ist vorprogrammiert, was ab Sommer passiert, wenn Hans Meyer wider Erwarten Trainer in Mönchengladbach bleiben sollte. Er wird einen Kader zusammenstellen können, der mit etwas Glück und Geschick ein wenig stärker besetzt ist, als der in der Rückrunde. Ein Kader, der bei günstigem Verlauf eine Rolle spielen kann, wie in der abgelaufenen Spielzeit Eintracht Frankfurt. Nie ganz tief im Schlamassel, aber immer auf der Kippe. Vielleicht könnte man es schaffen, nicht bis zum letzten Spieltag zittern zu müssen.
Das wäre ein realistisches Ziel. Der Weg dahin wäre gepflastert mit einigen unansehnlichen Spielen und der ein oder anderen Serie von zwei, drei Niederlagen in Folge. Halt ganz normal. Doch genauso normal ist es – nicht nur in Mönchengladbach –, dass ein Sandkorn im Getriebe medial gleich zu einem Motorschaden aufgebauscht wird. Und wie Hans Meyer darauf reagieren wird, liegt ebenso auf der Hand.
Man muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass es spätestens im September wieder richtig krachen würde in Mönchengladbach.
Es ist schwer vorstellbar, dass Hans Meyer sich das sehenden Auges wirklich antun wird. Er hat in Gladbach eine fast unmögliche Mission erfolgreich beendet. Der Klassenerhalt mit dieser Gladbacher Mannschaft ist ein ähnlicher Triumph, wie eine Meisterschaft mit Wolfsburg. Ein Erfolg, den Meyer in Mönchengladbach nicht mehr toppen kann.
Von daher wäre es nur verständlich und absolut nachvollziehbar, wenn Hans Meyer in den nächsten Tagen seinen Abschied verkündet. Dass Borussia Mönchengladbach damit den besten Trainer der letzten zwanzig Jahre erneut frühzeitig verlieren wird und der Nachfolger in ziemlich große Fußstapfen treten müsste, ist die wahre Tragik der Geschichte ...
Quelle:
http://torfabrik.de/