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Wiesinger bringt sich in Stellung
Der völlig überraschende Abgang von Trainer Dieter Hecking zum VfL Wolfsburg hat die Hoffnung auf ein besinnliches Weihnachtsfest beim 1. FC Nürnberg jäh durchbrochen. Besonders für Martin Bader sind geruhsame Tage nun passé. Der Sportvorstand des Club muss bis zum Trainingsauftakt am 3. Januar einen neuen Übungsleiter suchen. Und einer der möglichen Kandidaten brachte sich am Sonntag schon mal in Stellung.
"Ich würde mir die Rolle als Nachfolger von Hecking zutrauen", zitierte der TV-Sender "Sky Sport News" am Sonntag den 39-Jährigen. "Ich kenne den Club in- und auswendig", schickte Wiesinger gleich eine Begründung für seine Eignung hinterher.
Letzteres trifft jedenfalls zu. Der im oberbayerischen Burghausen geborene Wiesinger spielte zwischen 1993 und 1999 im Club-Dress und führte diesen auch als Kapitän auf das Feld. Wiesinger blieb dem 1. FCN Mitte der 90er Jahre auch treu, als der Altmeister bis in die Drittklassigkeit abstürzte. Im Jahr 1999 wechselte er dann zum FC Bayern. Allerdings kam er beim Rekordmeister nicht wie gewünscht zum Zuge, weshalb er nach zwei Jahren seine Zelte bei 1860 München aufschlug. Danach spielte er noch lange Zeit bei Wacker Burghausen, ehe er seine Karriere bei der SpVgg Weiden ausklingen ließ.
Anschließend schlug er die Laufbahn als Trainer ein. Zunächst betreute er die U 23 beim FC Ingolstadt, ehe er zum Co-Trainer des Lizenzkaders befördert wurde. Nach der Entlassung des damaligen Coaches Horst Köppel wurde er im November 2009 Cheftrainer der Schanzer. Wiesinger stieg mit Ingolstadt zwar in die Dritte Liga ab, allerdings gelang ihm dann der sofortige Wiederaufstieg. Seit Sommer 2011 ist er beim 1. FC Nürnberg als Trainer der U 23 tätig.
Und nun könnte sogar seine Stunde in der Beletage des deutschen Fußballs schlagen. Denn Club-Vorstand Martin Bader kann sich eine interne Lösung nach dem Abgang von Dieter Hecking durchaus vorstellen: "Wiesinger ist zumindest eine sehr gute Alternative, sonst würde er nicht bei uns im Verein arbeiten. Es wäre ja absurd, wenn wir Trainer im Nachwuchsbereich hätten, denen wir nicht auch vertrauen", sagte er im Interview mit dem TV-Sender "Sport1".
"Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich ruhige Weihnachten habe"
Club-Sportvorstand Martin Bader im Interview mit Sport1
Allerdings wollte sich Bader nicht festlegen und hielt sich alle Türen offen: "Ich muss mir jetzt Gedanken machen, werde nichts ausschließen mit Wiesinger, aber ich werde keinen Favoriten nennen", sagte der 44-Jährige. Immerhin bleibt mit Armin Reutershahn auch Heckings Co-Trainer in Nürnberg. "Dazu wird sich ein anderer gesellen, entweder von außen oder intern. Da lege ich mich noch nicht fest", so Bader.
Bader selbst gesteht ein, dass er vom Abgang Heckings, zu dem er ein enges Vertrauensverhältnis pflegte, völlig überrumpelt wurde: "Er ist erst seit Samstag nicht mehr Trainer des 1. FC Nürnberg, ich muss das alles erst mal sacken lassen", gestand er ein. Zumal er vom Abschied Heckings schon ziemlich enttäuscht sei, besonders der Zeitpunkt des Wechsels sei "nicht glücklich". Die Stilfrage umschiffte er aber souverän: "Wir werden jetzt keine moralische Keule schwingen. Man lernt im Fußball nie aus, und das war mal ein neuer Aspekt."
Viel Zeit zur Verarbeitung des Geschehenen wird Bader allerdings nicht haben. Vielmehr muss er sich nun um die Lösung einer Nachfolge kümmern, mit besinnlichen Feiertagen ist es für ihn vorbei. Denn spätestens zum Trainingsauftakt am 3. Januar soll Bader seinen neuen Mann präsentieren, zwei Tage später fliegt der neunmalige deutsche Meister zum Trainingslager nach Spanien. Und wer auch immer das sportliche Zepter am Valznerweiher übernehmen wird, eine Ausstiegsklausel dürfte das neue Vertragswerk wohl nicht mehr beinhalten.