Homosexualität im Fußball

  • http://www.zeit.de/sport/2013-07/…omophobie-sport


    Fechterin Imke Duplitzer

    "Ich mag nicht mehr die arme Lesbe sein"

    Sie wird begafft wie ein Zirkustier, sagt die Fechterin Imke Duplitzer. Im Interview schimpft sie über gespielte Toleranz und Bushidos im Sportanzug.


    Frage: Frau Duplitzer, die Bundesjustizministerin hat gerade mit mehreren Profifußballklubs und anderen Organisationen eine Erklärung gegen Homophobie im Sport vorgestellt. Es ist von einem historischen Schritt die Rede – was halten Sie davon?

    Imke Duplitzer: Ich muss meinen Blutdruck erstmal wieder ein bisschen runterbekommen. Man tut so, als erfinde man damit das Rad neu, aber das Rad ist doch schon da. Die sollten nicht so viel reden, sondern einfach mal machen. Ich frage mich außerdem, warum bei der Veranstaltung keine Sportler zu Wort gekommen sind. Um die geht es ja.

    Frage: Was hätten Sie zum Beispiel erzählen können?

    Duplitzer: Dass homosexuelle Sportler immer noch die gleichen Erfahrungen machen wie Martina Navratilova vor 25 Jahren. Sie werden gemobbt, geschnitten, missachtet. Ich bin es einfach leid, wie ein Zirkustier begafft zu werden. Es wäre zu schön, wenn es kein Thema mehr wäre, weil es völlig Pumpe ist, auf welches Geschlecht man steht. Ich will nicht behandelt werden, als wäre ich normal. Ich bin normal. Ich mag auch nicht mehr die arme, bemitleidenswerte Lesbe sein. Ich will einfach ich sein.
    Imke Duplitzer

    Frage: Hat sich wirklich nichts verändert?

    Duplitzer: Doch, es ändert sich die gespielte Toleranz. Wenn ein BBC-Reporter über die Wimbledonsiegerin Marion Bartoli sagt, sie habe bestimmt früher zu hören bekommen, dass sie nie ein Hingucker werde, ist die Empörung zunächst groß. Hinterher hauen aber doch alle dem BBC-Mann auf den Rücken und sagen: Haste toll gemacht. Außerdem werden die Gegensätze größer.

    Frage: Was meinen Sie damit?

    Duplitzer: Je toleranter die eine Seite wird, desto radikaler wird die andere. Natürlich bekommt man immer mehr Verständnis zu hören, aber andere radikalisieren sich gegen die Homo-Ehe. Wir sind wieder in so einem Biedermeier, wo alle Veränderungen den Leuten Angst machen. Und vor der Radikalisierung habe ich wiederum Angst, weil mir dagegen die netten Worte der Wohlmeinenden nicht helfen.

    Frage: Gab es bei der Veranstaltung gegen Homophobie in Berlin nichts, was Sie überzeugt hat?

    Duplitzer: Doch. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass es eine Charta der Vielfalt gibt und 1500 Unternehmen in Deutschland sagen: Ich bin dabei. Außerdem hätte ich den Vertreter von Hertha BSC herzen können, weil er mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit erzählt hat, dass sie sich nicht aus einer Zwangssituation gegen Homophobie engagieren, sondern aus Überzeugung.

    Frage: Wie haben Sie im Sport Diskriminierung erlebt?

    Duplitzer: Ich sollte mal bei den Gay Games in Köln fechten. Doch um Fechten ins Programm aufzunehmen, musste unser Verband die Schirmherrschaft übernehmen. Als ich beim Deutschen Fechter-Bund nachgefragt habe, bekam ich zu hören: Die WM der Behinderten haben wir auch unterstützt, da können wir hier sicher auch was machen. Als der Kollege merkte, was er da gerade gesagt hatte, hat er sich wortreich rausgeredet, aber dieses Zurückrudern war nur noch peinlicher. Ich bin seit 20 Jahren vorne dabei, ich bin sozusagen das langlebigste Modell im deutschen Fechten. Aber ich habe in dieser Zeit keinen einzigen Einzelsponsor gehabt. Dafür habe ich schon zu hören bekommen, dass ich einfach nicht reinpasse.

    Frage: Warum fällt die Toleranz gerade im Sport so schwer, der sich sonst als großer Integrationsmotor preist?

    Duplitzer: Sport ist männerorientiert, körperorientiert. Das große Problem sind Vorurteile, das hat jetzt auch Marion Bartoli zu spüren bekommen. Es gibt einfach diese Zuweisungen. Schwuletten machen nur Eistanz. Und alle Lesben im Sport sind automatisch immer Kampflesben.

    Frage: Sind wir bei der Bekämpfung des Rassismus weiter als bei der von Homophobie?

    Duplitzer: Beim Rassismus ist manches klarer. Wenn ein maximal Pigmentierter mit Migrationshintergrund als "Nigger" bezeichnet wird, stehen zum Glück viele Menschen dagegen auf. Wenn aber im Deutschen Bundestag jemand sagen würde: Ihr schwulen Blödmänner, steht höchstens Guido Westerwelle auf und sagt: Stopp. Uns steht eben kein L oder S auf der Stirn. Deshalb erlebe ich so was immer wieder.

    Frage: Was genau?

    Duplitzer: Dass einer über den Obmann beim Fechten sagt: Ey, du Schwuchtel! Diese Bushidos im Sportanzug. Es wird als Kavaliersdelikt behandelt, wie in der Öffentlichkeit aufs Trottoir zu spucken. Wenn ich dann frage, was das soll, kommt sofort: Oh, hab ich nicht so gemeint. Ich sage dann: Doch, du hast es so gemeint.

    Frage: Es geht beim Thema Homophobie im Sport immer auch um den Wunsch nach dem Coming-out eines Fußballers. Was denken Sie?

    Duplitzer: Tja, wenn Sie nicht geoutet sind, kostet Sie das unglaublich viel Energie. Und wenn Sie geoutet sind, genauso viel. Das Thema wird so überhöht. Sie sollten ein Casting machen, Dieter Bohlen castet den ersten schwulen deutschen Fußballprofi.

    Frage: Kennen Sie einen schwulen Fußballprofi?

    Duplitzer: Nein, ich will auch gar keinen kennen, da kann ich mich nur verplappern.

    Frage: Welche Bedeutung hätte denn ein Coming-out?

    Duplitzer: Vielleicht sagt einer, das Leben im Versteck ist beschissen genug, beschissener geht es nicht, da kann ich mich auch outen. Allein dieser Organisationsaufwand. Die ganzen Alibimiezen, die auf der Tribüne sitzen, zufällig sehen die auch immer gleich aus. Als schwuler Profi ist man ausgeliefert, man ist erpressbar, weil man ja, huh, ein dunkles Geheimnis hat.

    Frage: Würden Sie einem Profi auf jeden Fall vom Coming-out abraten?

    Duplitzer: Das mit dem Outen ist immer alles schön dahergesagt, aber kaum jemand weiß doch, was das alles nach sich zieht. Was alles auf jemand zukommt, an Druck, an Aufmerksamkeit, an Heuchelei. Und meinen Sie denn, so ein Spieler würde in Spanien oder Italien einen Vertrag bekommen? Oder in Katar? Mir haben einige aus anderen Sportarten schon gesagt: Den Stress tue ich mich nicht mehr an. Sie haben sich selbst aus dem Sport rausorganisiert und leben jetzt glücklich mit Kind und Kegel in der Provinz.


    Imke Duplitzer

    36, ist Olympiateilnehmerin. Sie kam mit elf zum Degenfechten und ist Deutsche Meisterin, Europameisterin, Vizeweltmeisterin. Dieser Tage erscheint das Buch der offen homosexuellen Athletin – Helden Haft: Provokante Gespräche mit interessanten Persönlichkeiten

    ALLE HIN!

  • Dass sie keine Einzelsponsor bekommen hat tut mir ja Leid und ist wohl wirklich nicht fair, aber im Allgemeinen kommt mir die Frau schon ein bisschen paranoid vor... oder sie lebt wirklich in einem sehr seltsamen Umfeld, dass ich so nicht kenne.
    Aber auch durch die Aussage "Und meinen Sie denn, so ein Spieler würde in Spanien oder Italien einen Vertrag bekommen?" ist mehr als nur Schwachsinn! Italien mag ich jetzt nicht beurteilen, aber Spanien ist uns dem Zusammenhang meilenweit voraus! Sowohl staatlich mit der kompletten Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare (mit Adoptionsrecht), als auch gesellschaftlich!
    Bei Katar hat sie natürlich Recht, aber über Gesellschaften zu diskutieren, die teilweise noch im Mittelalter feststecken, kann man sich hier wohl sparen.

  • Zitat von Trainergott

    Wie geht´s eigentlich Bastian Schweinsteiger?

    Bravo! toller, durchdachter Beitrag!

    Catanio: "Ich hoff wir haben keine Schwuchtel in der Mannschaft."

  • Einfach nicht dran denken. Ich interessiere mich für Fussball wegen dem FUSSBALL und nicht deswegen, was die Leute im privaten Bett mit was weiß ich auch immer machen. Ganz ehrlich - Wen interessiert es schon, von mir aus kann sich jeder outen und es würde mir am Ar**** vorbeigehen, was in dem Kontakt etwas komisch ist ....

  • hab mir heute die "sport bild" von letzter woche gekauft. mit 11 seiten anti-homophobie. da war ich fast so weit, diese zeitschrift gut zu finden.

    dann hab ich aber ein paar seiten weitergeblättert, und da war das todesfoto von fabio casartelli (1995 bei der tour de france verunglückt). sport bild bleibt dreck.

    ALLE HIN!

  • ist hier eigentlich im Forum wer schwul und möchte sich outen...?

    Na also,... da haben wirs doch... die Angst vor Intoleranz.... ob schwul, HIV positiv, Bayern-oder Fürth Fan, Hartzler, behindert, Farbiger, Raucher..., sonst was.. .. oder alles zusammen. Ich hab da kein Problem mit, nehm jeden so wie er ist!

    Bin absolut gegen jegliche Diskriminierung und Stigmatisierung.

    So ein Scheissgekicke kann sich doch kein normaler Mensch antun...

  • Zitat von Zarate_66

    ist hier eigentlich im Forum wer schwul und möchte sich outen...?

    Na also,... da haben wirs doch... die Angst vor Intoleranz.... ob schwul, HIV positiv, Bayern-oder Fürth Fan, Hartzler, behindert, Farbiger, Raucher..., sonst was.. .. oder alles zusammen. Ich hab da kein Problem mit, nehm jeden so wie er ist!

    Bin absolut gegen jegliche Diskriminierung und Stigmatisierung.

    Also, es gibt auch Grenzen...

  • http://www.sueddeutsche.de/sport/ausnahme…echen-1.1734178


    Ausnahme von umstrittenem Gesetz

    Olympioniken dürfen auch in Russland homosexuell sein

    Kremlchef Wladimir Putin hat die freie Meinungsäußerung von Homosexuellen in Russland empfindlich eingeschränkt. Doch für die Olympischen Winterspiele in Sotschi soll das Gesetz nicht gelten. Russlands Regierung sichert dem IOC eine Ausnahmeregelung zu. Homosexuellen-Aktivisten sind irritiert.

    ALLE HIN!

  • http://www.nordbayern.de/sport/russisch…tschi-1.3087600


    Russisches Anti-Homo-Gesetz: Boykott gegen Sotschi?

    Deutsche Politiker plädieren für eine Verlegung der Spiele - vor 6 Stunden

    Washington/Berlin/Moskau - Sollten die Olympischen Winterspiele in Sotschi wegen der Homosexuellenfeindlichkeit in Russland boykottiert werden? US-Präsident Obama und der britische Premier Cameron meinen: Nein. Aber der Ton gegen Moskau wird schärfer - besonders in Berlin.

    ALLE HIN!

  • Mal abgesehen davon, dass da der angekündigte "warme Empfang" in Russland
    ja nicht so zu dem Gesetz passt......

    Also die FIFA kritisiert diese Gesetzgebung in Russland,
    vergibt die WM 2022 aber nach Katar.....

    Some days I really feel like laughing, some days I realize I must stay on my guard

    And I'm not going back, I'm not going back to my dark places(J.Burns)

  • http://lawm.sportschau.de/moskau2013/nac…nbajewa169.html


    Anti-Homosexuellen-Gesetz

    Issinbajewas Rückzieher: "Bin gegen Diskriminierung"

    Jelena Issinbajewa löste mit ihren Äußerungen zum Anti-Homosexuellen-Gesetz eine Welle der Empörung aus.

    Am Donnerstag hatte die russische Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa das Anti-Homosexuellen-Gesetz in ihrer Heimat vehement verteidigt. Nun ruderte die 31 Jahre alte Weltmeisterin mit einer seltsamen Begründung zurück.

    ALLE HIN!