Ich bin wie viele nicht nur maßlos enttäuscht, sondern auch ungläubig - ungläubig darüber, dass es doch wieder passiert ist.
In regelmäßigen Abständen steigen wir ab, mal verdient, mal weniger verdient, mal mit Pech, mal sensationell und am Ende sind wir die Deppen - egal ob in den Medien, in den Zeitungen, in der breiten Öffentlichkeit oder in der Arbeit.
Wenn ich ehrlich bin habe ich diesen Abstieg noch gar nicht richtig realisiert, zu sehr habe ich dieses Mal daran geglaubt, wir hätten uns jetzt doch endlich auf Jahre hinweg etabliert.
Es fing zunächst an wie eine Fabel.
Nach Jahren der Tristesse in den 90ern und Abstieg 2003 aus der Bundesliga war man endlich mal live dabei und erlebte diese Legende und Tradition von dem jeder Club Fan aus der Vergangenheit berichtete.
Nein, nicht nur der Nachtisch, dass sich hier endlich mal was in Sachen Infrastruktur tut und nach gefühlten 100 Jahren die versifften gelbgrünweißen Sitzschalen gegen rote, dem Verein gewidmeten Sitzschalen ausgetauscht wurden und ein neues Idol nach Andy Köpke (MM11) hervorging - nein man spürte hier tut sich was.
Als dann diese Hammer Rückrunde unter Hans Meyer kam und der Glubb 9 Heimsiege hintereinander erlang und sich 1 Jahr später Pokalsieger nennen durfte, konnte man seinen Augen nun überhaupt nicht mehr trauen. Wir - Pokalsieger? Niemals! Doch, wir sind nicht nur Poaklsieger, sondern dürfen nun auch nach Europa! Nicht mehr nur stundenlang die Zeitungsschlagzeile von Sané und Co. "Roma vergogna" anstarren, du bist mittendrin!
Aber der Club wäre ja nicht der Club, wenn er das Sahnestückchen nicht auch wiederholen könnte: Wenn du als Deutscher Meister absteigst, gut - dann kannst du das doch als Pokalsieger erst Recht.
Im Nachhinein betrachtet mit einem Super Kader völlig unnötig abgestiegen, aber gut wenn du zu Hause gegen Karlsruhe, Rostock, Cottbus und Bielefeld nicht gewinnst, vlt. hast du es im Nachhinein auch nicht verdient.
Trotzdem den besten Trainer seit 20 Jahren entlassen für jemanden mit 100 % Konzept - nämlich 100 % Null Plan.
Gut aber das i Tüpfelchen war ja nicht nur der Abstieg, sondern auch der spektakuläre Abgang aus dem Europapokal, wo mit ein bisschen Glück es zum Highlight gegen den FC Bauern gekommen wäre. Nein nicht sang und klanglos 0:3 verloren, Sekunden vor Abpfiff nach einer 2:0 Führung noch ausgeschieden.
Gut Neuanfang wieder einmal. Diesen Abstieg konnte man aber nach Monaten der Euphorie noch recht günstig an den Mann bringen... "Betriebsunfall bla bla"... Und als man dachte die Mannschaft würde auf Jahre in Liga 2 versauern (Punkteteilungen in Koblenz, Wehen und 2:6 Klatsche auf Aachen), hamsterte sich die umgekrempelte Mannschaft von Sieg zu Sieg. Aber wir wären ja nicht der Club, würden wir die gerade neu eingeführte Relegation nicht gleich mitmachen. Mit nur 3 Auswärtssiegen in Liga 2 war das aber dann auch relativ fix besiegelt.
Wenn man die heutige Situation mit dem letzten Abstieg vergleicht, war es im Nachhinein doch ein recht schwerer Gang mit vielen Veränderungen und Umbrüchen. Binnen 2 Jahren von namhaften Spielern zu völlig neuen Jungen unbekannten. Das zunächst einmal alles so klappte schön und gut, trotzdem macht es mir Sorgen für die jetztige Situatuon.
Über "ich glaube unsere Mannschaft... ich denke wir müssen ein Stück weit..." möchte ich nicht viel zu sagen.
Als Hecking bei seinem Amtsantritt sagte, er könne den fränkischen Pessimismus nicht nachvollziehen, musste ich schmunzeln und habe darauf gehofft genau die heutige Situation so lange wie möglich nicht mehr zu erleben.
Aber irgendwie vertraute ich diesem Mann. Er war genau der richtige Mann für diesen Verein in der heutigen Fussballzeit. Auch wenn sein Abgang letztendlich unschön war, war die Mannschaft jedes Mal genau richtig eingestellt und er hat das Maximale aus Ihr rausgeholt.
Interessanter Weise hab ich unter Hecking nie richtig Abstiegsangst gehabt, er hat das verköpert, ich hab ihm geglaubt.
Und hier beginnen mMn genau die Fehler die u.a. begangen wurden, warum wir jetzt da stehen wo wir stehen.
Man setzte auf Michael Wiesinger und verkaufte ihn anfangs zunächst als jemanden, der den Verein kennt, der das Club Wappen am Herzen trägt. Schön und gut, dass es letztendlich die Billiglösung schlecht hin war und man nach ein paar Spielen bereits erkennen konnte, wie sich die Mannschaft zum schlechteren entwickelte hätte man handeln müssen. Leider hat Wiesinger absolut gar nichts vom General Ottmar behalten und umsetzen können.
Es muss doch auch den Verantwortlichen aufgefallen sein, dass die erarbeitete Standardüberlegenheit und Geschlossenheit der Mannschaft aufeinmal wie weggeblasen war. Das keine Taktik mehr im Spiel vorhanden war, der Biss deutlich zurück ging und sich Unkonzentriertheiten (bemerkbar in frühen Gegentore) gehäuft haben.
Und an dieser Stelle müssen sich auch viele Fans an die eigene Nasse fassen. Viele feierten Heckings Abgang zunächst als Befreiung, anstatt einfach mal zufrieden über das Erreichte zu sein - nämlich Platz 6, 10 und einer guten Ausgangslage für die Zukunft.
Denn der Verein hatte unter Hecking nicht nur ein Gesicht, sondern auch jemanden, der den Medien das Phänomen 1. FC Nürnberg auch bravurös nach außen getragen und vertreten hat.
Spätestens als sich Wiesinger mit den glücklichen Siegen Fortuna und Werder aus der Schlinge gezogen hatte und sich der Verein dafür entschieden hat mit ihm weiterzumachen, hätte man aber erkennen müssen, wie ausgelutscht und verbraucht einige Spieler beim Club nach 4 Jahren Bundesligazugehörigkeit waren und man hätte handeln müssen und zwar in der Qualität und nicht in der Quantität. Nach den Wintereinkäufen von Ildiz, Kanaziki und Debanli ahnte man aber bereits böses.
Aber Hr. Bader wollte ja mehr von diesen "Highlights" setzen wie ein 4:1 und 3:0 gegen Schalke und mahnende "Bundestrainer/Forumstrainer" Worte einen Weggang von Simons nicht zu kompensieren sei fatal, nahm er grinsend zur Kenntnis der FCN könne einen 36 Jährigen locker ersetzen - notfalls vom eigenen Team.
Als sich Bader selbst 3 Wochen später mit einer 5 vor 12 Handlung (Hasebe kaufen) widersprach, konnte man schon erkennen, dass die Verantwortlichen keine Ahnung haben. Man musste sich also als Fan auf eine ungemütliche Saison vorbereiten, aber dass sie so ungemütlich wurde (kein einziger Sieg in der Hinrunde) konnte man sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Im Nachhinein ist es vlt. leicht nachzuvollziehen, warum es mit der Trainersuche so lange gedauert hat. Keiner wollte zu diesem Club, ob es wieder so schlimm wie 2005 war, werden wir zwar nicht erfahren, aber vorstellbar ist es.
Und ich bleibe dabei, auch wenn Verbeek von einigen hier als der Messias angesehen wurde, für mich war er der falsche Trainer zumindest zur falschen Zeit mit diesen Spielern.
Im Endeffekt ist es auch egal, die Auftritte waren letztendlich blutleer und zu schwach.
Und jetzt stehen wir vor einer ungewissen Zukunft - wieder einmal. Ich hoffe man orientiert sich am Beispiel Berlin und Frankfurt und nicht am Beispiel 1860, Bochum, Bielefeld, Cottbus und etc.
Unfassbar eine Stadt mit 500.000 Einwohnern, diesen Gegebenheiten, diesen Fans, dieser Infrastruktur, dieser Tradition und dem Potential was hier in der Region schlummert muss man wieder einmal den Gang in die 2. Liga antreten.
Wie konnte es eigentlich so weit kommen ist die große Frage?
Wie können sich binnen guten 5 Jahren Vereine wie Augsburg ,die vor 7 Jahren noch in der Rosenau vor 3.500 Zuschauern spielten nicht nur sportlich, Stadionstechnisch und führungstechnisch vor uns befinden?
Lächerlich, das Hannover für ein bisschen mehr Geld ein reines Fussballstadion gebaut hat und wir für das gleiche Geld das Spielfeld 2 Meter abgesenkt haben und zudem Blöcke 2, 4, 30 und 32 ein bisschen hochgezogen haben - nur damit wenn überhaupt 1 mal im Jahr 15.000 Leute Leichtathletik bestaunen können, wovon 75 % von der DAK, dem OBI, oder der Universa Versicherung Freikarten geschoben bekommen und die Stadt sich als Leichtatheltik verrückt bezneichnen darf.
In Nürnberg und Umgebung sind Weltunternehmen angesiedelt und der Verein schafft es nicht sich in der Bundesliga zu etablieren.
In der Öffentlichkeit und außerhalb Nürnbergs haben wir einfach kein Standing, sind eine graue Maus, obwohl wir es nicht sein dürften.
Natürlich ist die Sendung der "Doppelpass" lächerlich und eine Farce, aber genau daran kann man erkennen, wie wir eigentlich in der Öffentlichkeit ankommen. Wenn es ums Existenzminimum bei Vereinen wie Stuttgart, Köln (wenn in der Bundesliga) Gladbach oder Frankfurt geht wird darüber stundenlang berichtet, der 1. FC Nürnberg bekommt maximal 2 30 Minuten Auftritte im ganzen Jahr, nämlich dann wenn ein Trainer entlassen wurde (Sensationsjournalismus) oder wenn das muss man fairerweise sagen auch mal positives geschaffen wurde (z.B. Platz 6, junge Spieler hervorgebracht etc.). Ansonsten war es das. In der "Sportschau" kommen wir gleich am Anfang, weil das erste Spiel nur 4 Minuten gezeigt wird, im Sportstudio kommen wir in der Zusammenfassung kurz vor der 2. Liga.
Mainz die vor guten 10 Jahren noch am Bruchweg vor 6.000 Mann rumkrebsten haben uns leider längst überholt. Unverständlich.
Da muss man sich fragen, warum und weshalb kam es dazu? Liegt es daran, dass der 1. FC Nürnberg in den 70ern und 80ern eine zu seltene Bedeutung gespielt hat? Das ließe sich zumindest sehr gut bei der Bevölkerung, die aktuell zwischen 45 und 60 Jahre alt ist erklären, die Gladbach und Köln noch als "Große" Mannschaften kennen.
Oder liegt es daran, dass der 1. FC Nürnberg die Fussballrevolution ab Ende der 90er durch Nichtzugehörigkeit in Liga 1 oder als Fahrstuhlmannschaft verpasste hat mitzugehen?
Aber nen bisschen Erfolg, nur ein klitzekleines bisschen Erfolg wäre doch okay, oder? 
