Ich denke, das hängt an wahnsinnig vielen Faktoren. Weshalb man Spieler nicht unbedingt als Söldner bezeichnen muss.
Zum einen ist es ihr Beruf, gegen Gehalt Fußball zu spielen. Dass da viele dabei sind, die nach dem schnellen Euro schielen ist klar, denn so eine Profi-Karriere dauert nicht bis zum Rentenalter von 67 Jahren. Für Feldspieler ist die in der Regel spätestens mit 35 Jahren vorbei - und dann muss das Bankkonto stimmen. Schliesslich bekommt nicht jeder anschliessend die Chance, sich wie die Super-Nasen Kahn, Lehmann oder Scholl mit irgendwelchen Kommentaren bei exorbitant guter Entlohnung im TV zu suhlen. Ist menschlich und kann ich verstehen.
Zum anderen gibt es den Berater, der natürlich auf seine Provision schielt (ja, auch der muss ja was verdienen) und an jedem Transfer verdient. Und da gibt es dann eben auch diejenigen, die weniger auf die Perspektive ihres Schützlings achten und mehr auf ihr eigenes Bankkonto sehen und den Spieler unbedingt gewinnbringend weitervermitteln wollen. Kann man einem derart überredeten Spieler wirklich böse sein, wenn er den Verein wechselt?
Dann haben wir noch einen Verein wie den FCN, bei dem in wenigen Jahren eine finanziell gute Basis von uns bekannten, inkompetenten Vereinsangestellten und in der Sache blinden Aufsichtsräten zerstört wurde. Diejenigen, die die Scherben jetzt aufsammeln müssen, haben vielleicht gar keine andere Wahl (siehe Stark), als Spieler abzugeben, um die Liquidität langfristig abzusicher. Da man für die Graupen nix bekommt, muss es eben ein Teil vom Tafelsilber sein. Kann man den Spieler deswegen verurteilen?
Der sportliche Ehrgeiz wäre dann auch nicht zu unterschätzen. Muss man sich als Spieler nicht immer fragen: will ich noch zwei Jahre zweite Liga spielen oder doch vielleicht demnächst lieber eine Etage höher? Will ich nicht doch eventuell mal einen Titel gewinnen oder gebe ich mich mit dem zufrieden, was im Moment so ist? Und wenn ja, wann ist der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt? Kann man, glaube ich, einem Spieler auch nicht verdenken, wenn er an seine rein sportliche Zukunft denkt, oder?
Und dann sind da ja auch noch die menschlichen Komponenten, die bei so einer Entscheidung sicherlich vom Spieler überdacht werden. Kann ich noch mit dem Trainer? Gefällt es der Freundin nicht mehr hier oder studiert sie vielleicht woanders und ich möchte doch öfter mit ihr zusammensein?
Wir alle haben gar keinen Einblick ins Gehirn oder die Seele des Spielers oder des Beraters und schon gar nicht in die interne Situation des Vereins. Von daher bleibt alles reine Spekulation.
Sollte es also dazu kommen, dass Schöpf bereits im Winter den Club verlässt, würde ich das sehr bedauern, ihm aber auf keinen Fall vorwerfen, dass er ein Söldner sei.