Sehr gute Analyse der momentanen Situation
Beleuchtet beide Seiten.
ZEIT ONLINE: Fußballfans: Warten auf den Spielabbruch.
ZitatFür Außenstehende mögen das Petitessen sein, aber Fußball trägt nun mal quasireligiöse Züge. Ob Helene Fischer in der Halbzeitpause singen darf oder nicht, ist der Abendmahlsstreit der Gegenwart. Vielleicht wird manchem die Relevanz dieser Debatten schon klarer, wenn man daran erinnert, dass der Adidas-Chef ein Pokalfinale in Shanghai für denkbar hält.
Und nach den öffentlichen Überlegungen Karl-Heinz Rummenigges, den Fanclub Schickeria nach den Vorfällen in Sinsheim rauszuwerfen, steht mehr denn je die Sorge im Raum, der Fußball wolle die traditionellen Fans gegen eventorientierte, zahlungskräftigere Kunden austauschen. Der DFB-Präsident Fritz Keller soll in einem Brief an ntv, in dem er die Hopp-Berichterstattung kritisierte, die Abschaffung von Stehplätzen angedeutet haben. Nutzt der Fußball nun eine günstige Gelegenheit, wünscht er sich ein Musicalpublikum?
ZitatDaher wird Hopp seit vielen Jahren gezielt angefeindet, mitunter strafrechtlich relevant, aus der Anonymität heraus. Manche, die das verteidigen, sagen, dass Fußballstadien nie klinisch reine Ort waren. Doch das Argument überzeugt nicht umfänglich. Ein Transparent ist keine unflätige Bemerkung, wie sie einem mal rausrutscht, sondern ist schriftlich verfasst, auf große Wirkung ausgelegt. Sie ist vorbereitet und ins Stadion geschmuggelt worden. Die Hopp-Plakate unterscheiden sich auch von den sexistischen Transparenten, wie sie von Hoffenheim-Fans verwendet wurden. Die waren nicht an eine Person adressiert.
ZitatDer Protest gegen Hopp kippt bisweilen ins Widersprüchliche. Gegen ihn wird oft der als Vorwurf gemeinte Fakt ins Feld geführt, dass Hopp einen Kreisligaverein in die Bundesliga gehievt habe. Doch man muss gut begründen, was daran falsch sein soll. Steht dieser Markt nur Vereinen zu, die schon vor hundert Jahren erfolgreich waren? Das Mäzenatentum ist so alt wie der organisierte Fußball. Vor dem Krieg galt auch der heutige Traditionsverein Schalke 04 mal als von der Industrie geförderter Eindringling.