Mit etwas Verspätung habe ich mich auch dazu durchgerungen ein bisschen was dazu zu schreiben wie ich es erlebt habe.
Der FCN muss mal wieder in die Relegation, doch leider in die gefühlt falsche. Nach dem relativ souveränen Hinspiel stand für mich recht schnell fest, dass ich das Spiel entspannt mit anderen zusammen schauen will und danach entspannt ein zwei Bierchen auf den Klassenerhalt trinken will. Die Vorzeichen standen schließlich gut. Hier bei uns (Berlin) bietet sich für solche Anlässe wunderbar das "Max & Marek" (MuM) an, das Vereinsheim der Clubberer 04 Berlin.
Ich schreibe hier zwar so schön von wegen "entspannt", ich muss aber zugeben, dass es am Samstag umso näher der Anstoß rückte meine Entspannung maximal noch Fassade war. Ja, ich war schon überzeugt, dass wir es schaffen. Aber man kennt halt den Glubb. Ich bin schließlich auch nicht erst seit gestern dabei. In der Tat wurde bei mir die Anspannung auf der Fahrt zum MuM größer und größer.
Nachdem ich im MuM ein schönes Plätzchen (natürlich unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln) gefunden hatte und ein kühles Bierchen in meinen Händen hielt konnte es losgehen.
Die erste Halbzeit war vom Feeling irgendwie komisch. Während der gesamten Dauer selbiger hatte man ständigen Smalltalk als Untermalung des Spiels. Irgendwie hatte man den Eindruck, mich eingeschlossen, keiner Interessiert sich für das Spiel. Es wurde sich über alles unterhalten, nur nicht dem Glubb. Nicht mal vom notorischen Dauermeckerer hat man ein Wort gehört 
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit ging die Tratschrunde erst noch weiter. Als dann Ingolstadt tatsächlich in Führung ging merkte man, dass das Gerede langsam weniger wurde und sich die Leute tatsächlich dafür interessierten weshalb sie eigentlich da waren. Fußball! Sogar den notorischen Dauermeckerer hörte man jetzt gelegentlich 
. Das Hintergrundgemurmel wurde von Gegentor zu Gegentor spürbar weniger. Nachdem dann Ingolstadt sogar mit 3:0 in Führung ging war gespenstische Still im MuM eingekehrt. Auf Reden hatte keiner mehr Lust und von Minute zu Minute verging die Lust dazu immer mehr.
Als hartgesottener Glubberer, der auch schon ein paar Negativerlebnisse in der Vergangenheit miterlebt hatte war das jetzt dennoch wieder eine besondere Situation. Der Glubb stand in der 66. Minute mit zwei Beinen in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit. Bei mir machte sich immer mehr Fassungslosigkeit breit. Die düstersten Horrorszenarien (Sechzig und Lautern lassen grüßen) machten sich in meinem Kopf breit. Die Zeit bis zum Absturz mochte aber irgendwie nicht vergehen. Die Minuten fühlten sich wie eine kleine Ewigkeit an. Irgendwann zwischen 80. und 85. Minute war es genug für mich. Eine Rettung schien mir nicht mehr möglich. Ich hab das alles nicht mehr ausgehalten und wollte für mich sein. Im Wissen, dass vorm MuM ein Gartenstuhl stand habe ich die Örtlichkeit fürs erste verlassen und mich mit meinem Bierchen dort niedergelassen. Natürlich wollte ich aber noch mitbekommen falls es doch irgendwie klappen sollte. Da innen über Livestream (Amazon) geschaut wurde war mir klar, dass ich mit dem Smartphone einen kurzen Vorsprung hatte. So wartete ich auf die erlösende Push-Message entweder über den Absturz in oder die Rettung. Diese Warterei fraß mich regelrecht auf.
In der einen Hand die Bierflasche haltend, in der anderen das Smartphone verzweifelte ich schier. Irgendwann hat mir das warten niciht mehr gereicht und ich habe den Kicker Liveticker im 5-10 Sekunden Rhythmus ständig aktualisiert. Auch das hat nichts geholfen. Dann endlich vibriert das Telefon. Twitter Push-Message vom FCN. Freude? Nein! Ich weiß nicht mehr was darin stand jedenfalls nix was Anlass zur Hoffnung gab. Das scheiß Spiel war immer noch nicht rum. Also kräftig weiteraktualisiert. Dann vibriert tatsächlich schon wieder das Handy. Kicker-Pushmessage "Tor FCN". Ich konnte es gar noch nicht glauben und habe mich im ersten Moment gar nicht gefreut. Es hätte ja auch eine Falschmeldung sein können. Momente später hörte man auch von Innen Jubelschreie. Scheinbar hats doch gestimmt. Ich bin dann auch wieder jubelnd ins MuM gehüpft. Der Blick auf die Leinwand versprach jedoch schon wieder Ärger. Der Schiedsrichter hat seine Hand am Ohr. Das ging meist nicht gut für uns aus. Nachdem ich dann auch endlich erstmals die Wiederholung gesehen habe war ich mir eigentlich sicher, dass das Tor zählen muss. Dennoch alle waren noch verdammt angespannt und man hätte schon wieder eine Stecknadel fallen hören. Hat es nicht immer geheißen der VAR mache Emotionen kaputt? Nein, der hat hier für zusätzliche Emotionen gesorgt, welche auf die ich auch gut hätte verzichten können. Dann endlich der Moment. Das Tor zählt. Unfassbar. Ich weiß nicht wann ich mich letztmals so über ein Tor gefreut hatte. Selbst das von Kristiansen war 2007 nicht auf dem Level. Wenn in dem Moment die Coronaabstandskontrolle gekommen wäre hätten wir auch ein Problem gehabt
Als es dann endlich überstanden war brauchte ich erstmal nen Schnaps Diese halbe Stunde in der zweiten Halbzeit wünscht man nicht seinem größten Feind. Ja wir haben die Kurve mit viel Dusel gerade so noch bekommen. Aber nein! Kein zweites Mal.
Interessant waren auch die Gesichter der Gäste aus der benachbarten Veganer-Hipster-Pizzeria. Die haben alle reichlich blöd geschaut weshalb wir noch Minuten nach dem Spiel gejubelt und rumgeschrien haben.
Alles in allem war das dann der Startschuss für einen schönen Abend mit viel Bier, einer kleinen Pyroshow an nem Aussichtspunkt im nahegelegenen Park und natürlich auch viel Fachsimpelei über unsern Glubb, inklusive ner kleinen nächtlichen Rundfahrt durch Berlin mit der S-Bahn nachdem ich im Zug zuviel vom Glubb geträumt hatte
Upss ist das viel geworden
?