Ralf Rangnick"Ich achte auf den Händedruck"
Ralf Rangnick, Sportdirektor von RB Leipzig und Red Bull Salzburg, über den Verlust der Tradition im Fußball, die Scheinheiligkeit der Bundesligavereine und die Gefahr, als Trainer den Halt zu verlieren von Hanns-Bruno Kammertöns
DIE ZEIT: Die neue Bundesligasaison ist noch jung, aber ein Spielverderber ist bereits gefunden – RB Leipzig, für den Sie als Sportdirektor verantwortlich sind. RB Leipzig könne nur wegen eines uferlosen Kreditrahmens gewinnen, den Getränkemilliardär Dietrich Mateschitz Ihnen zur Verfügung stelle, heißt es. Trifft Sie der Vorwurf, der 2009 gegründete Verein sei ein neureiches Kunstprodukt?
Ralf Rangnick: Ich könnte es mir einfach machen und darauf hinweisen, dass der FC Bayern München auch nicht jedem gefällt. Aber ich gebe zu, an unserem Verein entzündet sich gerade der schon lange schwelende Konflikt, wie viel Tradition braucht der Fußball – und wie viel Kommerzialisierung ist erlaubt? Da müssen wir offenbar gerade als Speerspitze herhalten. Dabei gibt es eigentlich gar keinen Profiverein mehr, bei dem diese Kommerzialisierung nicht auch schon längst Einzug gehalten hat. Kurios wird es dann, wenn Fans von Clubs wie dem FC Ingolstadt oder 1860 München oder dem VfR Aalen in den Chor dieser Kritiker einstimmen. Diese Vereine gäbe es beispielsweise auf der sportlichen Landkarte gar nicht mehr, wenn sich Investoren nicht bei ihnen engagiert hätten.
ZEIT: Es geht also gerecht zu in der Branche?
...