Nun, es ist wie es jetzt ist. Gammeleck-Dieter jetzt beim Club.
Auch ich will mich jetzt zurückhalten, weil ich dem Club keinen Schaden zufügen möchte.
Positiv ist auf jedem Fall, dass es ihm überall zu Beginn gelungen ist, sportliche Stabilität zu schaffen und auch eine "Handschrift" zu vermitteln. Diese "Handchrift" drückt primär aus, aus einer gesicherten Spielweise heraus Punkte zu machen. Schönheiten und Erlebnisse mit bleibender Bedeutung kommen dabei nicht heraus. Sein Spielsystem: 4-2-3-1. Zwei Spitzen oder vielleicht auch mal derer 3, nein, sind nicht so sein Ding. Ein Lauth und auch ein Hanke versauerten, weil sie absolut nicht in sein System passten. Auf den 6er-Positionen tummelten sich primär nur Leute herum, denen man nicht nachsagen konnte, Bälle streicheln zu können. Die Spieleröffnung war demnach immer ein großes Problem unter ihm. Den Zehner ablehnen liegt durchaus im Trend, nicht aber dann, wenn man auf den Sechser-Postionen nicht mehr zu bieten hat als Rumpelfußballer.
Wie dem auch sei, er wird daraus gelernt haben. Dumm ist er nicht, ganz im Gegenteil. Ein sturer Hund aber bis zum geht nicht mehr, egal ob es gut oder schlecht läuft. Wünschen würde ich ihm auch, zukünftig etwas mehr Wertschätzung für die Spieler aufbringen zu können. Die wurden von ihm schon mal in der prallen Öffentlichkeit als "Kinder mit zu viel Kohle" bezeichnet. Führungsspieler mag er auch nicht so sehr, was man unter anderem an der Abschaffung des Mannschaftsrates in Hannover festmachen konnte. So kam was kommen musste. Enke, Balitsch und Bruggink gingen ohne Einladung zu Martin Kind und machten sich Luft. Das Ergebnis: Zwischen Trainer und Mannschaft herrschte Eiseskälte. Da ich ich einige Spieler recht gut kenne, rede ich hier keinen Blödsinn.
Bei alledem möchte ich meine ehrliche Einschätzung nicht verhehlen, die da wäre: Er wird seine Stärke, das Spiel gegen den Ball, perfektionieren und als sichtbare "Handschrift" schnell umsetzen. Klatschen mit mehr als zwei Toren Unterschied gehören der Vergangenheit an. Die Klasse wird knapp gehalten, also gehalten. Was will der Club in diesen Tagen mehr. Dahinter sind alle Unzulänglichkeiten, die mit einem Trainer Hecking zu fortgeschrittener Zeit einhergehen, eine Kleinigkeit. Eine längere Zeit als 18 Monate sollte man aber nicht mit ihm planen.
Was schreibt die seriöse Presse in Hannover an diesem Mittwoch?
NP (Neue Presse)
"Die Mannschaft bekommt also früher als geplant vorm Rückrundenstart ausreichend Gelegenheit, die in Hannover berühmt gewordene Trainingsform "Gammeleck" kennenzulernen. Hecking ist zweifellos die Idealbesetzung für die Nürnberger, die als Aufsteiger ihre ganze Euphorie vertrödelt haben und dringend Disziplin und realistische taktische Vorgaben brauchen. Es soll unangenehmer werden, gegen Nürnberg zu spielen." Meine Sicht: Auf den Punkt gebracht.
Hecking selbst im Interview mit dieser Zeitung: "A ist der Verein an sich ein Traditionsklub mit begeisterungsfähigen Fans. B ist es die Herausforderung, eine Mannschaft aus einer schwierigen Situation zu befreien. Das hat gereizt. Wir haben 17 Spiele Zeit, die nötigen Punkte zu holen. Was mir dabei hilft, ist die realistische Denkweise vom Club und deren Anhänger, die wissen: Wenn wir es am 34. Spieltag lösen würden, wäre das ein Riesenerfolg". Meine Sicht: Die Nürnberger Fanszene kann er entweder nicht richtig einschätzen oder er will es einfach nicht.
HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung)
"Dieter Hecking ist zurück. Und er sagt, dass es wieder brennt bei ihm. Das passt zu seinem neuen Verein, bei dem es - wie man so schön sagt im Fußball - auch brennt.: Der 1.FC Nürnberg steckt nach enttäuschender Hinrunde mittendrin im Abstiegsschlamassel. Für den 45 jährigen ist Nürnberg eine neue Chance. In Hannover war er zuletzt für viele Fans nur noch der Trainer, der immer so griesgrämig guckt, mit nur einem Stürmer angreift und Neuzugänge gerne aus der Reha-Abteilung des FC Donausteif verpflichtet. Mit dem Traditionsklub kann sich Hecking als Trainer neu postionieren, und dass er die gewiss nicht einfache Aufgabe annimmt, spricht für seinen Mut. Wenn er die richtigen Lehren aus der 96-Zeit gezogen hat, könnte es was werden mit dem Westfalen im Frankenland. Club-Fans sind dankbar im Erfolgsfall. Und schnell ungnädig, wenn es nicht läuft. Insofern wird sich Hecking ein bisschen an Hannover erinnert fühlen" Meine Sicht: Der Kommentar hätte von mir sein können. Punktlandung.
Dieter Hecking, viel Glück am Valze und rette bitte den ruhmreichen Club. Der Club gehört in die erste Liga - ohne WENN und ABER.