Alles anzeigenAlles anzeigenIch hatte heute ein Schachspiel (Turnierformat), weshalb ich (glücklicherweise) die 2.Halbzeit nicht anschauen musste. Ich spielte gegen einen 600 Punkte schwächeren Gegner, was quasi ein deutlich größerer Qualitätsunterschied darstellt als der von Braunschweig und Nürnberg.
Die Partie ging 4 1/2 Stunden und es war alles andere als klar, dass ich die Partie gewinnen werde. Nur mit Glück und Trickserei konnte ich es schaffen, in der heute letzten noch laufenden Partie zu gewinnen. Wie kann das sein, dass selbst in einem solchen Spiel wie Schach der eigentlich klar bessere Spieler Probleme gegen Underdogs hat? Kann es vielleicht daran liegen, dass es im Sport um viel mehr geht als nur nominelle Aspekte? Falls ja: Warum sollte es im Fußball nicht der Fall sein?
Nur zur Info: Außerhalb der Glubb-Bubble gab es heute keinen klaren Favoriten gegen einen Underdog. Außerhalb der Glubb-Bubble - sprich von neutralen Beobachtern - hatte Braunschweig eine Quote von 2,8, heute einen Erfolg zu erzielen. Somit ist dies schon vor dem Spiel wahrscheinlicher gewesen als unsere Chancen letzte Woche gegen den HSV (3,2 Quote). Das Spiel war also recht ausgeglichen von Anfang an, auch, wenn es der große 1.FC Nürnberg und seine Anhänger nicht wahrhaben wollen.
Ich will die scheinbar miserable Leistung in Halbzeit 2 bei allem Respekt dadurch nicht rechtfertigen. Dass wir heute in Braunschweig verloren haben, ist dennoch enttäuschend, weil wir nach einer echt guten ersten Halbzeit wohl eine katastrophale zweite Halbzeit gespielt haben und es für mich keinen Sinn ergibt, wie das sein kann. Klar spielt da die psychologische Komponente (2x Führung verspielt, Ausgleich kurz vor dem Pausenpfiff) eine Rolle, aber ich verstehe schlicht das WIE nicht: Du dominierst eine formschwache Mannschaft, die Abstiegskandidat Nummer 1 ist und schießt ein verdientes Tor, lässt dich dann aber auskontern, OBWOHL im Vorhinein klar war, dass Braunschweig eigentlich nur so recht gut bei Kontern ist. Einmal - geschenkt. Spielst du weiter offensiv und machst den zweiten Treffer und lässt dich beim zweiten Gegentor NOCHMAL auskontern. WIE GEHT DAS? Lernunfähigkeit hatten wir doch mit der Truppe 2019/2020. Ist das wieder so eine Art schlechter Mühl ähm schlechter Joke?
Die Stärken des Gegners gekannt, dennoch Tore dadurch kassiert. Gegner dreht Rückstände, man kann sich nicht so richtig über das eigene Tor freuen weil "könnte ja bald noch ein Gegentor kommen", während man selbst bei einem Rückstand hoffnungslos chancenlos ist. Diese Dinger ziehen sich seit JAHREN über hinweg - das kannst du dir nicht ausdenken. Woran liegt das? Qualität im Kader? Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. An den Verletzungen? Ist die Viererkette ohne Handwerker und Schindler wirklich so schwach und fehleranfällig? Haben wir zu wenig Körperlichkeit und zu wenig Mentalität - vor allem im Zentrum? Liegt es vielleicht doch wirklich am Trainer?
Und natürlich kommt der prall gefüllte und vergrößerte "Stammtisch" (nicht an die gerichtet, die konstruktiv Contra Klauß sind) dann als Internet-Rambos in Foren oder sozialen Medien und fordern Klauß Kopf. Teilweise wird beleidigt was das Zeug hält, so, als hätte Klauß gerade persönlich/privat ein Verbrechen an diesen Personen begangen. Man freut sich teilweise sogar über die Niederlage, weil Wut und Frust dann ausgeschüttet werden können nach dem Motto: "Ich hab es doch gesagt".
Das traurige bei der Thematik ist, dass man nach solchen Spielen gar nicht mehr richtig sagen kann, dass dem Trainer noch viel Zeit gegeben werden dürfte, auch, wenn ich finde, dass Klauß ein sehr guter Trainer ist und sich noch sehr positiv entwickeln wird. Er respektiert halt eindeutig zu stark den Gegner und richtet das Spiel nicht den eigenen Stärken, sondern dem Gegner nach an und DENNOCH schafft das Team es nicht, diesen Spielstil zu verinnerlichen. Das liegt dann natürlich daran, dass das Team vielleicht gar nicht so variabel sein kann wie Klauß möchte, weil es halt solide bis gute 2.Ligakicker sind (paar mit Potential zur 1.Liga). Dann passt sich das Team - wie bei anderen Sportarten auch möglich - dem Gegner an und plötzlich ist das Niveau nicht mehr so, wie man es eigentlich haben möchte. Was man dagegen tun kann? Einfach mehr sein System spielen lassen und nicht bei jedem Gegner denken, dass der doch eigentlich besser wäre? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass auch ein neuer Trainer bei uns kein Heilsbringer werden würde, was fälschlicherweise viele denken.
Hätten wir letzte Saison etwas schlechter erlebt (ca. wie 2020/2021), würde es jetzt deutlich weniger Trainerrauswürfe geben. Deutlich. Problem ist, dass wir dort scheinbar etwas überperformt haben, wie schon einige mittlerweile richtig erkannt haben und so eine zu hohe Erwartungshaltung gebildet wurde. Dadurch wird halt schnell das alte Bild beim FCN erkennbar: Spiele nicht wie gewünscht, Fans sind wütend und wollen einen neuen Trainer und gehen dann - wie hier zu sehen - völlig irrational auf den nächsten der Kette, nämlich Herrn Hecking.
Und so absurd es für mich klingt, denken hier einige doch ernsthaft, dass die Scheiße die sie schreiben wirklich irgendeinen Hauch von Inhalt haben würde. Es ist ja okay, angefressen zu sein, weil man mehr erwartet und sich mehr erhofft, aber wie FCN-Fans (übrigens überall zu sehen) Menschen so diskreditieren ist ekelhaft und widerlich. Vor allem, wenn man noch vor paar Wochen völlig anderer Meinung war! Dann kommen Vorschläge, was sie alles besser machen würden, wobei mindestens 90% der Vorschläge uns den Abstieg garantieren würden. Hecking hat vermutlich einen Fehler gemacht, als er sagte, dass das Ziel Platz 1-6 sei. Das scheint bei den Spielern auch mit Druck verbunden zu sein, denn so viel schlechter kann es im Kollektiv doch gar nicht geworden sein. Aber Hecking plötzlich ALLE Entscheidungen absprechen und zu behaupten, er würde sich eh nicht um den Verein kümmern, obwohl er selbst bei der 2-1 Führung tierisch genervt war? WTF LEUTE???
Ja, wir sind seit Wochen, vielleicht sogar Monaten in einer scheiß Phase und ja, ich hab auch keinen Bock drauf, dass es so weitergeht. Aber einigen würde es echt nicht schaden, wenn sie mal ein bisschen mehr nachdenken und ihren Verstand verwenden würden, anstatt immer nur nach ihren Emotionen zu gehen. Vielleicht würde das dem FCN auch langfristig helfen? Konstruktivität statt schmutziges Niveau. Denn so befinden wir uns bald wieder in dem selben Kreislauf, in welchem wir uns seit Jahrzehnten befinden, der eindeutig - das wird hier wohl jeder zustimmen - negativ ist.
Eine gute Option, mehr Rationalität und Selbstkritik zu erlangen, ist vielleicht ja sogar, bisschen Schach zu spielen? Wie wäre es?Ich kenne auch schon deine Strategie beim Schach.
Du quatscht Sie solange voll, bis sie von selbst aufgeben.
Wie immer der erwartet hochwertige Beitrag eines Experten.
Einfach mal blöd von der Seite anmachen, wenn man inhaltlich nicht folgen kann.