Das was ihr jetzt lest ist geklaut, aber ich find es so dermaßen Klasse das ich es euch nicht vorenthalten möchte:
Hans im Glück
es war einmal ein Fußballfan, der wurde Hans gerufen. Hans hatte seinem Verein lange Jahre treu gedient. Er kaufte sich jedes Jahr frühzeitig eine Dauerkarte, ging zu allen Heimspielen, unterstützte seine Mannschaft laut und gerne und griff auch häufig tief in seinen Beutel, um weite Reisen zu bezahlen, damit er seine Mannschaft auch auswärts anfeuern konnte. Brav zog er auch an jedem Spieltag sein schwarz-rotes Wämslein an, das er sich eisern vom Munde abgespart hatte. Solche Tuchwaren und manch anderer Tand wurde nämlich in einem Kramladen nahe des Stadions feilgeboten und unser Hans konnte den freundlichen Mägdelein dort nur schwer widerstehen.
40 Jahre lang hatte Hans nun seine Arbeit Spieltag für Spieltag verrichtet, magere Jahre hatte er verbracht, so gab es auch einmal eine Zeit, wo er die Auswärtsspiele fast mit der Jahreskarte der VAG hätte besuchen können, nur einmal durfte er nach Rom fahren.
Da rief ihn der Meister Martin zu sich und sprach: „Du warst mir immer treu. Und obwohl du unbotmäßig immer an mir herummäkelst und gar manch garstig Liedlein singst, hast du einen Wunsch frei."
Da sagte Hans ohne lange zu überlegen: „Eine Mannschaft, die einen Titel gewinnen kann, das wünsche ich mir. Aber nicht den Bodensee–Cup. Etwas richtiges zum Jubeln, einen güldenen Pokal mit Geschmeide daran, so dass ich vor Freude jauchzend auf die Straße gehen kann, das ist mein Begehr. Und für immer das ganze Jahr Gesottenes und Gebratenes, nie mehr will ich in der zweiten Liga darben."
Da sprach der Meister Martin: „Schon lange habe ich gut gewirtschaftet und klug das Hauswesen versehen. Solch eine Mannschaft habe ich für dich."
Unser Hans aber wunderte sich und sagte: „Tust du mir auch Wahrheit kund? Bist du nicht erst seit kurzer Zeit da und hat die Mannschaft nicht ein alter Wolf aus der Pfalz zusammengestellt? Und ist der neue Trainer nicht gekommen, weil Du in deiner Verzweiflung den Alten Dieter in der Hauptstadt gefragt hast, der dir meinen Namensgevatter empfohlen hat?"
„Aber was redest du denn da," erwiderte Martin, „habe ich doch all die Dinge um den Fußball wohl gut studiert und bin der große Meister in meinem Fache."
Tatsächlich, es geschah. Eines Abends durfte unser Hans einen Traum träumen, in dem alles schwarz-rot gefärbt war, und als er erwachte, stand vor seinem Häuschen ein Pokal. Wie er sich freute. Gleich in aller Frühe eilte er zum Marktplatz, um rechtzeitig der Mannschaft und auch Meister Bader seine Ehrerbietung erweisen zu können.
Da nahm in Meister Bader beiseite und raunte ihm ins Ohr: „Hans, alter Freund, willst du nicht eine noch bessere Mannschaft haben? Eine, die immer wieder so einen Pokal holen kann? Eine, mit der du viele Jahre durch aller Herren Länder fahren kannst und Abenteuer erleben?"
„Ja, das will ich," rief Hans voller Freude. „Aber haben wir denn auch Geld genug, dass wir uns das leisten können?"
„Törichter Kerl," sprach Meister Bader und schmunzelte. „Denk nur einmal, wie viele Dukaten wir von den Moritatensängern dafür bekommen haben, dass Sie von unseren Ruhmestaten in Pokal und Liga berichten durften. Und auch du und deine Freunde gebt uns ja reichlich im Voraus. Noch dazu werden wir ja auch von unseren zukünftigen Taten profitieren, also schweig jetzt stille und freue Dich auf noch bessere Zeiten."
Und unser Hans willigte freudig ein. Im Jahr darauf aber fand er sich in der Zweiten Liga wieder.
Da rief ihn der Meister Bader wieder zu sich und sagte: „Mein guter Hans, sei froh. Es kann nur besser werden. Denn in meiner weisen Voraussicht habe ich viele gute Verträge geschlossen, die zu kündigen kaum möglich ist. So also habe ich eine starke Mannschaft zusammengestellt, die ich zusammen mit einem Konzepttrainer wieder zurück in die erste Liga geleiten werde, sei unbesorgt."
Hans traute sich kaum zu fragen. Er nahm all seinen Mut zusammen und sagte: „Aber Martin, tust du mir auch die Wahrheit kund? Sind wir nicht mit dem Konzepttrainer gerade erst abgestiegen? Und sind in tatsächlich nicht viele gute Spieler weggegangen? Und haben wir nicht eher Reservespieler eines anderen Absteigers verpflichtet? Und können wir uns das überhaupt leisten?"
Wieder lächelte Meister Martin milde. „Mein dummer kleiner Fan," sagte er. „Du verstehst einfach nichts von diesen Dingen. Meine kluge Planung sieht den sofortigen Aufstieg vor, dazu muss man eben einmal Fünfe gerade sein lassen, sei ganz ruhig. Und außerdem sind wir schuldenfrei!"
Hans zog von dannen und war froh, das alles so gut werden sollte.
Schon bald darauf gab es Grund zum Feiern. Der Konzepttrainer verließ die Mannschaft, und tatsächlich wurde mit viel Glück der Wiederaufstieg geschafft.
Da flüsterte Meister Martin: „Hans, hör einmal her. Ich habe einen neuen Plan. Wir schreiben jetzt den Jugendstil auf unsere Fahnen, wozu haben wir einen Trainer mit viel Erfahrung bei Jugendmannschaften? Dazu holen wir viele Jugendspieler und Amateure, gehen wohlgemut in die Saison und sehen mal ob es reicht. Dann bauen wir noch ein Jugendzentrum und Du wirst sehen, alles wird schöner und prächtiger als je zuvor. Und wenn es im Winter kalt wird, holen wir uns einfach aus dem Wald ein wenig Holz zum Nachlegen."
Unser Hans erschrak ein wenig. „Aber Meister," rief er, „tust Du mir denn die Wahrheit kund? Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass das nicht auskömmlich ist. Wir können doch so nicht vor all den Riesen der ersten Liga bestehen. Und das mit dem Jugendzentrum, ist das deine Idee, oder hat es nicht der König in Frankfurt befohlen? Und außerdem sind wir doch schuldenfrei, da kannst du doch gleich etwas tun!"
„Schweig, Du Widerborstiger," sagte Meister Bader ärgerlich. „Was geht Dich das eigentlich an? Ob der König oder ich, wen kümmert das schon. Was sein muss, muss sein. Und gleich etwas tun? Eile mit Weile! Was glaubst Du denn, was so ein Jahr Zweite Liga kostet?"
„Aber," stammelte Hans, „und wo sind die Geldsäcke aus dem UEFA-Pokal, den Spielerverkäufen, den Dauerkarten und der Werbung geblieben?"
„Fort wie der Wind, das himmlische Kind," rief Bader. „Und jetzt lass mich in Ruhe, wir haben nämlich bittere Not, viele Schulden haben wir auf uns geladen, und müssen noch mehr davon machen. Freu Dich gefälligst, dass Du wieder in der ersten Liga zusehen darfst und sei still."
Hans ging davon. Zunächst freute er sich tatsächlich noch. Aber es kam wie es kommen musste. Ganz oft kam er traurig nach Hause, wenn seine Mannschaft wieder einmal kräftige Prügel hatte einstecken müssen. Sogar Meister Bader sah ein, dass Nachbessern nötig war.
So wurde denn im Winter der Jugendtrainer entlassen, und auch sonst versucht, die größten Löcher zu stopfen.
Und wirklich es reichte knapp für einen Stichkampf. Zwei Jahr vorher wäre man zwar wieder abgestiegen, aber jetzt gab es dieses Duell, das gewonnen wurde. Hans war glücklich.
Zufrieden rief ihm Meister Martin zu: „Siehst Du, ich habe es doch gleich gesagt, du Ungeduldiger. Das Jahr ist gut geworden, eine strahlende Zukunft liegt vor uns."
Ein letztes Mal wagte unser Hans Widerspruch: „Aber Meister, tust Du mir denn die Wahrheit kund? Ist denn die Substanz unserer Mannschaft nicht höchstens noch ein Drittel dessen, was sie vor drei Jahren war? Spielen in unserer Mannschaft nicht fast soviel Leihspieler wie solche, die uns gehören? Haben wir denn nicht Schulden, haben nicht viele unserer Jungen wenig oder gar nicht gespielt, müssen wir nicht nächstes Jahr wieder bangen? Verstehst Du das unter Erfolg nach so langer Arbeit?"
„Du Unverbesserlicher," seufzte Meister Martin. „Nun gut, ich will Dir die Wahrheit sagen.
Eigentlich kann ich für all das gar nichts. Die Spieler haben immer nur die Trainer haben wollen, da durfte ich kein Sterbenswörtlein sagen. Und die Verträge sind mir von geldgierigen Halsabschneidern aufgepresst worden, ich hatte immer nur zu unterschreiben. Und in der jüngsten Zeit musste ich einfach das tun, was mir die Spießgesellen aus dem Aufsichtsrat befohlen hatten."
Da bekam unser Hans Mitleid. „Meister, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht immer Schmähreden auf dem Marktplatz gehalten. Du armer Knecht hast ja nur das Beste gewollt, auch wenn nichts dabei herauskam.
Bleib bei uns, selbst wenn der einzige Grund dafür ist, dass manche glauben, es ginge ohne Dich noch schlechter. Ich bin Clubfan. Also schlüge mir das Herz bis zum Halse, wenn wir längere Zeit ruhig und erfolgreich arbeiten könnten. Das Auf und Ab, die Sorgen und Grottenspiele, das ist meine Sehnsucht, und du garantierst mir dafür."
Meister Martin nickte versonnen. „Das gelobe ich dir", sagte er.
Glücklich und zufrieden ging unser Hans mit Nichts in der Hand nach Hause.
Und weil er wirklich Clubfan ist, kommt er auch nächste Saison wieder ins Stadion.